Einst im Mai
Ein Zeichen für die Sichtbarkeit von Senior*innen in Zeiten von Corona
Im Rahmen des Projektes „Licht an! – Künstler*innen für Dortmund“ hat die Fotokünstlerin und Kulturgeragogin Jutta Schmidt mit Ihrem Beitrag „Einst im Mai“ ein Zeichen für die Sichtbarkeit von Senior*innen in Zeiten der Coronakrise gesetzt.
In der Adventszeit waren in den Fenstern verschiedener Standorte in der Dortmunder Innenstadt Lichtarbeiten von Künstler*innen zu sehen. Auf diese Weise stellte „Licht an!“ nicht nur den Versuch an, ein breites Spektrum künstlerischer Arbeiten aufleuchten zu lassen, sondern gab auch den Menschen, trotz der schwierigen Umstände, eine inspirierende Möglichkeit der kulturellen Partizipation im öffentlichen Raum.
Jutta Schmidt zeigt in einem zentralen Fenster eines noch nicht bezogenen Neubaus eines Seniorenheims der Dortmunder Nordstadt eine Fotoserie, die noch im Altbau genau dieser Senioreneinrichtung entstanden ist.
Die Protagonistin der Serie hat die Künstlerin innerhalb ihrer kulturgeragogischen Arbeit im Museum Ostwall im Dortmunder U kennen gelernt.
Eine weiße Handtasche sowie ein Stoffhund sind die ständigen Begleiter dieser alten Dame. Es sind die einzigen Gegenstände, die sie mit in die Einrichtung gebracht hat, in der sie jetzt lebt. Ausgehend von Fundstücken aus dieser Handtasche erzählt die Fotoserie von Jutta Schmidt fragmentarisch aus der vergangenen und aktuellen Lebensgeschichte der demenziell veränderten Frau. Der Titel Einst im Mai zitiert eine handgeschriebene Notiz, die gemeinsam mit einem 4-blättrigen Kleeblatt unter Klebefilm konserviert, auf eine späte Liebe der alten Dame schließen lässt.
Obwohl der Schutz der alten Menschen im Zentrum der Corona-Maßnahmen steht, bleiben die Menschen hinter diesem Diskurs noch mehr als gewöhnlich, hinter den Fenstern der Einrichtungen verborgen. Die Projektion der Serie wollte eines dieser Fenster öffnen.